Realtalk: Wie wird dein Leben als Freelancer wirklich aussehen?

Von Nadine

24. Mai 2019

Nie wieder 9 to 5, keine Urlaubsanträge mehr und die nervigen Kollegen bist du auch los. Werde Freelancer, dann ist Arbeit nur noch Vergnügen – so zumindest die vielen Ratgeber und Artikel, die du überall im Internet findest. Doch die Realität sieht manchmal anders aus. In diesem Beitrag zeige ich dir sieben (Halb-)Wahrheiten, die jeder angehende Freelancer kennen sollte.

Werde Freelancer und dein Selbstbewusstsein schießt durch die Decke

Aller Anfang ist schwer, das ist klar. Du zweifelst an dir und deinem Können, hast Sorgen um deine Zukunft und vor jedem Kundengespräch knabberst du nervös an deinen Nägeln.

Wenn du aber erst einmal deine ersten Kunden hast, dann sieht die Welt ganz anders aus. Jeden Pitch meisterst du voller Selbstvertrauen und nichts kann dich mehr erschüttern. So zumindest die allgemeine Meinung.

Doch jetzt kommt die Wahrheit: Ja, mit jedem neuen Kunden und jedem neuen Auftrag steigt dein Selbstbewusstsein und durch eine gewisse Routine werden Kundenakquise und Projektablauf einfacher.

Doch egal wie lange du schon Freelancer bist, Phasen der Unsicherheit und Selbstzweifel werden dich immer wieder einholen: ein nörgelnder Kunde – egal ob berechtigt oder nicht – und du hinterfragst alles.

Aber: Es wird besser! Mit jedem Projekt entwickelst du dich weiter und kommst auch mit deinen Selbstzweifeln besser zurecht. Du wirst sie zwar nie ganz los, aber du lernst, sie schneller wieder beiseite zu schieben.

Freelancer werden und um die Welt reisen – ein Traum?

Mit dem Laptop am Strand, die kühle Kokosnuss daneben – wer träumt nicht davon?

Aber die Realität sieht leider anders aus. Zuerst einmal: Niemand arbeitet am Strand – zu heiß und vor allem zu sandig. Dein Laptop ist dein wichtigster Begleiter und das Risiko von Sand im Gehäuse geht niemand freiwillig ein.

Zusätzlich kommen noch weitere Herausforderungen auf dich zu: ständig die Suche nach gutem Internet und auch nach einer Unterkunft, die einen Schreibtisch hat. 

Wer Freelancer werden will, um reisen und arbeiten zu vereinen, braucht zudem noch eine große Portion Disziplin und Organisationstalent. Es ist nicht immer einfach, doch wieder am Laptop zu sitzen, während vor dir der Pool einladend in der Sonne glitzert.

Aber: Es ist definitiv möglich! Du musst für dich Routinen schaffen, in denen du produktiv an deinen Projekten arbeiten kannst. Du musst Ruhe bewahren, wenn dir das Internet mal wieder einen Strich durch die Rechnung macht und schnell Lösungen finden, um Deadlines und Termine einhalten zu können.

Und vor allem musst du langsam reisen. Denn niemand schafft es, jeden Tag von einem Highlight zum anderen zu flitzen und danach noch Power zu haben, um einige Stunden konzertiert zu arbeiten.

Freelancer werden und am Strand arbeiten?

Freelancer werden und am Strand arbeiten?

Werde Freelancer und mache Urlaub, wann du willst

Urlaubsanträge adé! Endlich hast du keinen Chef mehr, der dir deinen hartverdienten Urlaub genehmigen muss (und auch keine Kollegen, mit denen du dich einigen musst). Wenn du dich entscheidest Freelancer zu werden, kannst du immer Urlaub machen, wann du willst.

Doch auch hier ist die Wahrheit eine andere. Denn deine Kunden erwarten, dass ihre Aufgaben und Projekte erledigt werden. Als Freelancer bist du genauso an Deadlines und Abgabetermine gebunden, wie als Angestellter. Eben mal sechs Wochen mit dem Camper durch die USA reisen, ist also auch als Freelancer nicht spontan möglich.

Aber: Natürlich kannst du so vorausschauend arbeiten und z. B. entsprechend vor- und nacharbeiten, dass du dir deinen Urlaub genau dann legen kannst, wenn du es willst. So sind auch längere Auszeiten möglich, die in einem normalen 9-to-5-Job nicht gern gesehen werden.

Und mit ein bisschen Vorbereitung und Organisation kannst du deine Arbeit auch von unterwegs erledigen und dir auf diese Art schnell ein paar Tage in einer anderen Umgebung gönnen.

Werde Freelancer und du bist die verhasste 40-Stunden-Woche los

Wenn du Freelancer wirst, bestimmst du, wie viele Stunden du in der Woche arbeiten möchtest.

Doch gerade in der Anfangszeit wirst du jeden Auftrag dankend annehmen, denn als Neuling stehen die Kunden noch nicht Schlange. Und bevor du dir in deiner Nische einen Namen gemacht hast, sind deine Stundensätze ebenfalls geringer, als erhofft.

Daher arbeitest du gerade am Anfang deutlich mehr als die üblichen 40 Stunden und auch später wird es immer wieder Projekte geben, die etwas mehr Einsatz erfordern.

Aber: Du kannst deine Arbeitszeit komplett frei einteilen. Vormittags ein paar Stunden und dann wieder am Abend arbeiten, während du mittags die Sonne genießt? Mach das.

Lieber Mittwoch und Donnerstag frei nehmen und dafür am Wochenende durcharbeiten? Geht auch.

Arzttermin und Besuch beim Amt gehen nur zu den Öffnungszeiten? Kein Problem.

Wenn du als Freelancer arbeitest, gehen Freizeit und Arbeit Hand in Hand. Dadurch wird dein gesamter Tag deutlich produktiver. Und der größte Vorteil: nie wieder die Zeit im Büro absitzen, obwohl nichts mehr zu tun ist. Wenn du mit deinen Aufgaben fertig bist, dann klappst du den Laptop zu und der Rest des Tages gehört dir.

Nie wieder 40 Stunden Woche, wenn du Freelancer wirst?

Nie wieder 40 Stunden Woche, wenn du Freelancer wirst?

Werde Freelancer und verdiene direkt das große Geld

Du bist der Experte auf deinem Gebiet und überdurchschnittliche Stunden- und Tagessätze sind normal. Social Media und Co. möchten dir das gerne weismachen. Doch auch in diesem Punkt sieht die Wahrheit manchmal ein wenig anders aus.

Wenn du als Freelancer einsteigst, ist es normal, dass du eine gewisse Unsicherheit in deinem Tun an den Tag legst. Im ersten Akquisegespräch treten die wenigsten Freelance-Anfänger super professionell und selbstsicher auf. Wie auch? Du machst das schließlich zum ersten Mal.

Ohne dieses selbstsichere Auftreten wirst du jedoch auch keine super hohen Stundensätze durchsetzen können. Versetz dich mal in die Situation deines Gegenübers: Du bist nur bereit, einem Freelancer viel Geld zu bezahlen, wenn dein erster Eindruck ist, dass du es mit einem Profi und Experten zu tun hast, der ganz genau weiß, was er tut und wie der Hase läuft. Dann fühlst du dich bei ihm gut aufgehoben und investierst gerne dein Geld.

Wenn dein Gegenüber jedoch unsicher rüberkommt und du sofort merkst, dass er Neuling ist und sich in die Arbeit mit Kunden erst reinfinden muss, dann färbt diese Unsicherheit auch auf dich ab – indem du dich fragst, ob eine Zusammenarbeit mit diesem Freelancer die richtige Wahl ist. Vielleicht suchst du dir doch lieber jemanden, der professioneller ist und mehr Erfahrungen hat – zumindest wenn beide Freelancer gleich teuer sind.

Wenn dir der unerfahrenere Freelancer jedoch ein günstigeres Angebot macht, bist du viel eher gewillt, mit ihm zusammenzuarbeiten, da sich die Nachteile für dich reduzieren.

Sei dir als Freelance-Anfänger also bewusst darüber, dass du nicht mit den Stundensätzen der Profis, die das schon jahrelang machen, einsteigen kannst. Du musst erstmal lernen, wie die Arbeit mit Kunden funktioniert – und selbstsicherer in deinem Tun werden. Erst dann kannst du auch deine Stundensätze anheben.

Aber: Egal, wie wenig Geld du am Anfang verdienst, es wird sich für dich immer wie ein Sechser im Lotto anfühlen, weil du es für dich verdienst hast! Und nach einiger Zeit werden deine Kunden deine höheren Preise akzeptieren, weil sie von dir und deiner Leistung überzeugt sind. Damit ist es also möglich, auch mehr zu verdienen als jetzt auf deinem Gehaltszettel steht.

Werde Freelancer und die Arbeit fühlt sich nie wieder wie Arbeit an

Der Satz ist bekannt: Tue, was du liebst und du arbeitest keinen einzigen Tag mehr!

Und das stimmt, zumindest zum Teil. Denn Dinge, die wir lieben, fühlen sich nie nach Arbeit an. Wenn du Freelancer wirst, bietest du in der Regel eine Dienstleistung an, die du gerne machst.

Doch jeder Selbstständige hat Aufgaben und Projekte, die er nicht mag. Sei es die lästige Buchhaltung oder die nervige Kundenakquise. Vielleicht musst du dich auch mal mit einem anstrengenden Kunden herumschlagen, der zwar gut zahlt, dem du aber alles dreimal erklären musst. Und sicher wirst du auch mal ein paar Tage haben, an denen du dich nicht motivieren und auch nicht den Kollegen im Nachbarbüro um Hilfe bitten kannst.

Aber: Zum Glück halten sich diese Phasen in Grenzen. Du lernst, ungeliebte Aufgaben schnell und effizient zu erledigen und bekommst mit der Zeit ein Gespür für Kunden, die du lieber nicht annehmen solltest. Und ein ganz klarer Vorteil ist natürlich auch, dass du entscheidest, ob du das nächste Projekt bei einem anstrengenden Kunden annimmst oder dankend ablehnst.

Werde Freelancer und du bist deine Kollegen los

Werde Freelancer und du bist deine Kollegen los

Werde Freelancer und du hast keine nervigen Kollegen mehr

Der Kollege am Nachbartisch schlürft beim Kaffee trinken, die Empfangsdame muss dich immer mit dem neuesten Tratsch aufhalten und in Ruhe arbeiten ist im Großraumbüro einfach nicht möglich. Ein Hoch auf das Home Office und die Freelance-Tätigkeit!

Das unterschreibe ich dir sofort – zumindest an den meisten Tagen. Und an einigen wenigen anderen Tagen vermisse ich den Austausch mit Kollegen und das gemeinsame Arbeiten an Projekten.

Ich vermisse die kurze Pause beim Kaffee holen, wenn ich schon wieder stundenlang bewegungslos am Laptop sitze. Und manchmal vermisse ich auch den Tratsch.

Aber: Daher wurden Coworking Spaces erfunden und die Zahl wächst weltweit. Auch andere Konzepte wie Mastermind-Gruppen und Coliving-Möglichkeiten setzen sich weiter durch, so dass sich jeder Freelancer das Umfeld schaffen kann, das er braucht.

 

Die Realität für Freelancer sieht oft ein wenig anders aus, als es in den Medien dargestellt wird. Vom schnellen Geld bis zum Arbeiten unter Palmen ist alles vertreten. Wenn du Freelancer werden willst, dann lasse dich von diesen Versprechen nicht blenden. Ich garantiere dir: Es wird sich auszahlen! Aber dafür brauchst du Geduld und Durchhaltevermögen.

Welche Wahrheiten über das Freelancer-Leben hast du bereits entdecken können? Verrate es mir in den Kommentaren.

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